Es soll ja missgünstige Zeitgenossen geben die meinen, dass Hunde keine Menschen seien. Juristen etwa bezeichnen Hunde als Sache. Wie kann man nur so herzlos sein! Dabei weiß doch jeder Hundebesitzer, dass Hunde natürlich auch Menschen sind. Adriano Celentano spielt mit seinem Hund Schach. Dies jedenfalls in dem sehenswerten Filmklassiker „Die Zähmung des Widerspenstigen“. Und als Ornella Muti die Szene betritt, gerät er so durcheinander, dass sein Hund ihn sogar schachmatt setzt. Tim besteht mit seinem Hund Struppi zahllose Abenteuer rings um die Welt – natürlich siegreich. Und Idefix ist so schlau, dass er Asterix und Obelix den Weg aus ansonsten aussichtsloser Gefangenschaft in einer ägyptischen Pyramide weist.
Die missgünstigen Menschen werden nun natürlich darauf hinweisen, dass alle diese Hunde Erfindungen von Hollywood oder zeitgenössischen Schriftsteller-Zeichnern seien. Man sollte daher etwas weiter in der Geschichte zurückgehen. Als Odysseus nach 10jähriger Irrfahrt wieder nach Hause kam, war sein Hund Argos der erste, der ihn sofort erkannte.
Besonders die Engländer haben ja ein sehr enges Verhältnis zu ihren Hunden. Die Leser der Bunten Blätter und die Zuschauer von „Netflix Crown“ wissen auch ganz genau wie es im Buckingham Palace zugeht, was dort gerade falsch gemacht wird und wie die Queen jetzt wieder Ordnung schaffen sollte. An einem Punkt allerdings ist niemals Kritik geübt worden: Der Umgang der Queen mit ihren Welsh Corgies. Diese bewohnen ausweislich Netflix ein eigenes sehr großes Zimmer im Buckingham Palace, haben sehr große Körbe, die auch nicht direkt auf der Erde stehen, sondern die übliche Stuhlbeinhöhe haben und haben selbstverständlich eigenes Personal. Daraus sieht man die enge Verbundenheit der Engländer mit ihren Hunden. Und hier bietet es sich natürlich an, dass die Engländer auch medizinisch gut für ihre Hunde sorgen.
Und das trifft sich mit dem Interesse der Anleger. Mancher möchte gerne wissen, ob es abseits der bekannten Wachstumsthemen wie Alterung der Gesellschaft und Digitalisierung der Wirtschaft andere langfristige strukturelle Wachstumsgeschichten gibt.
Dazu gehört die englische Tierpharmaziefirma Dechra. Dechra produziert Arzneimittel gegen Ohrinfektionen, Zahnpasta für Hunde und ähnliches. Besonders die Preise für Hundezahnpasta zeigen die Ertragskraft des Unternehmens: Menschenzahnpasta kostet um die 3 bis 4 € die Tube. Hundezahnpasta von Dechra kostet € 20 die Tube. In wie weit sich die chemische Zusammensetzung von Hunde- und Menschenzahnpasta ähnelt, werden nur die Spezialisten bei Dechra wissen. Schwäbische Hundehalter verweisen aber natürlich darauf, dass auch eine Hundezahnpasta, die 6 mal so viel kostet wie die Menschenzahnpasta, immer noch wesentlich günstiger ist als eine professionelle Zahnreinigung für Hunde mit größerem Gebiss, die bis zu € 500 kosten kann, einschließlich natürlich Risikozuschlag für den Hundezahnpfleger. Dechra hat im letzten Geschäftsjahr 2021 etwa 600 Mio Stg. und einen vor Steuer Gewinn von 74 Millionen erreicht, also eine sehr gute Profitabilität. Umsätze und Gewinne pro Aktie sind im langjährigen Mittel in der Vergangenheit jeweils um ungefähr 10 % im Jahr gestiegen. Das KGV für den erwarteten Gewinn des nächsten Jahres mit 44 ist recht hoch, aber vertretbar wegen der Qualität und der Konjunkturunempfindlichkeit.
Dr. Georg Thilenius
Der Autor ist geschäftsführender Gesellschafter der bankunabhängigen Vermögensverwaltung Dr. Thilenius GmbH in Stuttgart. Das Unternehmen unterliegt der BaFin.