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Abwechslungsreiche Ernährung

Freunde italienischer Küche wissen, dass es nicht jeden Tag Spaghetti geben kann. Man muss auch Makkaroni, Fusili, Penne, Tortellini, Tortelloni, Farfalle und Pennete essen.

Ebenso kann es nicht jeden Tag Bolognese Sosse geben. Es muss gelegentlich auch mal etwas Abwechslung her in Gestalt von Carbonarasoße, Tomatensosse, Knoblauch- und Ölsoße und Pesto.

Bei diesen Menus wird jedem Freund italienischer Küche das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ebenso klar ist, dass die Konzentration nur darauf auf Dauer schwere gesundheitliche Schäden hervorrufen kann. Denn was wie eine abwechslungsreiche Diät aussieht, ist in Wirklichkeit natürlich eine Konzentration auf immer die selben Materien wie Nudelteig, Tomaten, Knoblauch, ein bißchen Fleisch, Rahm und Gewürze. Ein richtiges Stück Fleisch, Obst, Gemüse, Fisch und Salat sucht man hier vergebens.

So wie in der italienischen Pastaküche sehen auch viele Aktiendepots durchaus erfahrener Anleger aus. Hier sind die großen internationalen Technologiewerte wie Apple, Amazon, Facebook, Netflix und Google sehr stark vertreten. Durch das hohe Ertragswachstum von stellenweise 30 bis 40 % im Jahr während der letzten 10 Jahre sind hier gewaltige Kursgewinne aufgelaufen. Es gibt Depots, in denen diese 5 großen Technologiewerte drei Viertel oder mehr des Depots ausmachen.

Was viele Jahre gut funktioniert hat, darf man aber nicht in eine Zukunft fortschreiben. Denn es liegt auf der Hand, dass Amazon mit einem Umsatz von derzeit 420 Milliarden Dollar, was einen Umsatzzuwachs von ungefähr 30 % durchschnittlich in den letzten5 Jahren darstellt, nicht auf alle Zeiten weiter mit 30 % im Jahr wachsen kann. Der größte Händler der westlichen Welt ist Walmart mit einem Umsatz von 560 Milliarden Dollar. Amazon kann durchaus Walmart im Umsatz überholen, aber eines Tages werden Umsatzzuwächse von 30 % im Jahr Geschichte sein. Dann ist auch damit zu rechnen, dass sich das derzeitige Kursgewinnverhältnis von Amazon von 50 auf ein wesentlich tieferes Niveau redutzieren wird. Walmart wächst im Umsatz mit 3 % und im Gewinn pro Aktie um die 5 bis 7 %. Hier beträgt das KGV 22. Das KGV von Facebook mit einem Umsatzwachstum von ebenfalls ungefähr 30 % und einem erwarteten Zuwachs im Gewinn pro Aktie die nächsten 5 Jahre von ungefähr 25 % beträgt jetzt 23. Facebook erreicht einen Umsatz von 94 Milliarden Dollar, der natürlich auch nicht ad infinitum um 30 % wachsen kann.

Die 5 großen Technologiewerte machen jetzt fast 20 % des S&P 500 Index aus. Dies ist eine ähnliche Lage wie wir sie in früheren Zeiten schon einmal hatten. Die sogenannten Nifty Fifty dominierten in der Nachkriegszeit bis etwa zur Ölkrise 1973. Dies war eine Gruppe von 50 großen Wachstumswerten, die damals von der ersten Phase der Globalisierung nach dem 2. Weltkrieg profitierten. Diese Entwicklung kam dann mit der Ölkrise ab 1973 nicht zum Stillstand, verlangsamte sich aber wesentlich. In den 80er Jahren waren dies große Unternehmen wie IBM und AT&T. Dies waren die Wachstumswerte der damaligen Zeit. Deren Bedeutung ist aber heute stark gesunken. Apple hatte vor kurzem die höchste Konzentration einer einzelnen Aktie im S&P 500 Index mit ungefähr 7 %. Dies war höher als IBM in seiner großen Zeit. Heute ist kaum mehr vorstellbar, dass IBM vor 40 Jahren das wichtigste Unternehmen der Welt war.

Onlinehandel und soziale Medien wird es, soweit wir sehen, immer geben. IBM hätte das auch machen können. Neue Unternehmen wie Amazon und Facebook aber haben eben neue technische Entwicklungen gebracht. Ob auch Amazon und Facebook eines Tages von neuen Entwicklungen überholt werden, ist überhaupt nicht abzusehen.

Eine gesunde Dosis Diversifikation und Abbau der starken Konzentration auf diese 5 großen Werte dürfte vielen Portfolios gut tun. Hier bietet sich nach unserer Meinung z.B. die Kreditkartengesellschaft Mastercard an. Deren Wachstum im Gewinn pro Aktie liegt ungefähr bei 15 % jährlich. Der Umsatz liegt bei 15 Milliarden Dollar, der Reingewinn bei 6,5 Milliarden Dollar. Hier ist noch viel Raum nach oben. In der italienischen Küche wäre dies eine Diversifikation in Saltimbocca (Kalbsschnitzel mit Salbei). Schmeckt genau so gut wie die vielen Pastavarianten, ist aber mal etwas anderes und möglicherweise auf die Dauer gesünder als nur Pasta.

Dr. Georg Thilenius

Der Autor ist geschäftsführender Gesellschafter der bankunabhängigen Vermögensverwaltung
Dr. Thilenius GmbH in Stuttgart. Das Unternehmen unterliegt der BaFin.

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